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May 24, 1983
SIR DOUGLAS QUINTET
venue: Limmathaus
place: Zürich
country: Switzerland
personnel:
Doug Sahm – guitar, violin, vocals
Augie Meyers – keyboards, accordion, vocals
Bobby Black – steel guitar
Louie Ortega – guitar, vocals
Jon Blondell – bass
Doug Clifford - drums
setlist:
Set 1:
- Proud Mary
- Wasted Days And Wasted Nights
- Sheila Tequila
- It Was Fun While It Lasted
- Cowboy Peyton Place
- Mendocino
- Down In Mexico
- Who Were You Thinkin' Of?
- Sugar Bee
- Green River
- Folsom Prison Blues
- Papa Ain't Salty
- At The Crossroads
- Nuevo Laredo
- I Know You Know
- She's About A Mover
- introduction of the band
- Meet Me In Stockholm
- Adios Mexico
intermission 15 minutes
Set 2:
- Dynamite Woman
- Cotton-Eyed Joe
- (Is Anybody Goin' To) San Antone
- Little Georgie Baker
- This Time
- Stormy Monday
- 96 Tears
- Be Real
- Texas Tornado
- Groover's Paradise
- Born On The Bayou >
- drumsolo >
- Susie Q
encore:- The Last Time
comments:
- song #15, #23: Louie Ortega on vocals
- song #20, #21 and #22 Doug Sahm on fiddle
- the concert was broadcasted the very next day, May 25, 1983 by "Schweizer Radio DRS"-FM
(accept song #1, song #30-31)- Zum ersten "richtigen" Konzert des Sir Douglas Quintets in der Schweiz schreibt Martin Schäfer im Tagesanzeiger: Ein texanischer Tornado Ihr wollt eine Kritik? Nicht doch. Mich beschäftigt jetzt nur die Frage: Warum ist das Sir Douglas Quintet so gut, - und warum lockt es in der Schweiz doch keine 500 Leute hinter dem Ofen hervor? Die Fakten zuerst: Der Blues-Club Zürich hat es in verdienstvoller Weise auf sich genommen, die legendäre texanische Popgruppe aus Skandinavien (wo sich ihre fettesten europäischen Weidegründe befinden) auch nach Zürich zu locken. Fast wäre das Konzert doch nicht zustande gekommen, allerdings nicht wegen Sir Doug Sahms sagenhafter Unzuverlässigkeit, sondern weil der Organist Augie Meyers und der zweite Gitarrist Louie Ortega an der Grenze aufgehalten wurden, angeblich wegen fehlender Visa und einem vier Inches zu breiten Trailer. Ha! Ein Blick auf Augies Hippiezopf und das braune Chicano-Gesicht von Louie genügt wohl, um das Herz jedes Grenzbeamten erschauern zu lassen. Aber sie schafften es dann doch noch, und so standen kurz nach acht alle sechs momentanen Mitglieder des famosen Quintetts auf der Bühne. Am Anfang durfte gleich - mit "Proud Mary" - der Schlagzeuger Doug Clifford brillieren, für viele wohl, als Überlebender von "Creedence Clearwater Revival", der geheime Star des Abends, ein Drummer, wie man ihn sich solider, aber auch beweglicher kaum wünschen kann. Denn täuschen wir uns nicht: Diese Musik mag mitunter simpel tönen, aber sie setzt, in ihrer ganzen stilistischen Breite von Tex-Mex, Rock, Blues, Country bis hin zur Polka, eine fast traum- wandlerische Sicherheit voraus. Und dafür ist die Qualität der Rhythmussektion entscheidend. Bassist Jon Blondell, der Jüngste der Band, spielt normalerweise Jazz, beim Quintett macht er mit, weil er Doug Sahm als Bluessänger und -gitarristen bewundert. Und dazu hat er auch allen Grund, neben den alten Hits wie "Mendocino" gehörten die T-Bone-Walker-Nummern "Papa Ain't Salty" und "Stormy Monday" zum Eindrücklichsten an diesem Auftritt. Da spielt einer mit absoluter Autorität aus einer Tradition heraus. Die von der spezifischen Grenzsituation von Texas her offenbar weniger ethnische und damit auch musikalische Grenzen kennt als sonst im gelobten Land USA üblich. Wenn ich noch einen Wunsch gehabt hätte, dann den: ein noch blueslastigeres Programm - nur hätte Sir Douglas dafür seine Bläser gebraucht, und wer hätte die bezahlt? Aber "Stormy Monday" mit einem perfekten Pedal Steel-Solo von Bobby Black (ex-Commander Cody), der überhaupt sehr viel Country-Klang ins Spiel brachte, das war auch eines dieser Erlebnisse, wie sie (fast) nur Sir Douglas möglich macht, genau wie seine eigenen gekonnten Fiedeleskapaden oder Augies Tex-Mex-Handorgel. Und das ist der wahre Grund, weshalb Plattenfirmen, Konzertagenturen und folglich (leider) auch das grosse Publikum vor dem Sir Douglas Quintet Angst haben: Da weiss man nie so recht, woran man ist, wie übrigens die Musiker selbst nicht im voraus wissen, gibt's jetzt simplen Pop oder Volksmusik oder swingenden Jazz. Das verunsichert in einer Zeit immer segmentierterer und immer gleichgeschalteterer Konsumgewohnheiten, da könnte ja – Horror! - der Country-Fan plötzlich neben einem Punk stehen, und wer begegnet schon gern dem anderen, Fremden so unvermittelt? Dabei lässt es Doug Sahm so einfach erscheinen und selbst- verständlich, für ihn gehört alles zusammen, bis zum abschliessenden Rolling-Stones-Titel "The Last Time", der hier plötzlich wieder zu dem wird, was er immer war: Teil der grossen Tradition, die wir mit dem Begriff "Rock" so unvollkommen und ungenau erfassen.
Martin Schäfer im Tagesanzeiger, Donnerstag, 26. Mai 1983